Bild zum Weblog Wie werde ich bloß meine Sorgen los?
Sorgen sind ungesund. An dieser Tatsache ändert sich auch nichts, dass ich als "Seelsorger" scheinbar beruflich dazu verpflichtet bin, mir Sorgen zu machen.

22.05.2015 | Oliver Fichtberger

Wie werde ich bloß meine Sorgen los?

Eine Psychologin schritt während eines Stress-Management Seminars durch den Zuschauerraum. Als sie ein Wasserglas hoch hielt, erwarteten die Zuhörer die typische Frage: „Ist dieses Glas halb leer oder halb voll?“ Stattdessen fragte sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Wie schwer ist dieses Glas?“

Die Antworten pendelten sich zwischen 200g bis 500g ein.

Die Psychologin antwortete: „Das absolute Gewicht spielt keine Rolle. Es hängt davon ab, wie lange ich es halten muss. Halte ich es für eine Minute, ist es kein Problem. Wenn ich es für eine Stunde halten muss, werde ich einen leichten Schmerz im Arm verspüren. Muss ich es für einen ganzen Tag halten, wäre mein Arm taub und paralysiert. Das Gewicht des Glases ändert sich nicht, aber umso länger ich es halte, desto schwerer wird es.“ Sie fuhr fort: „Stress und Sorgen im Leben sind wie dieses Glas mit Wasser. Denke über sie eine kurze Zeit nach und sie hinterlassen keine Spuren. Denke über sie etwas länger nach und sie werden anfangen dich zu verletzen. Wenn du über deine Sorgen den ganzen Tag nachdenkst, wirst du dich irgendwann wie paralysiert fühlen und nicht mehr in der Lage sein, irgendetwas zu tun.“

Ich kann aus eigenem Erleben sehr gut nachvollziehen, was diese Psychologin hier vermitteln will.
Aber es kommen mir auch praktische Fragen:

  • Wie werde ich denn meine Sorgen wieder los?
  • Wird irgendetwas besser, wenn ich es tatsächlich schaffe, meine Sorgen abzublocken - außer dass ich mich sorgloser fühle?
  • Anders gefragt:  Bedeutet "Sorgen verdrängen" denn nicht eigentlich auch "verantwortungslos" zu sein?

Eine Aufforderung aus der Bibel hat mir geholfen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Sie stammt aus einem Brief des Apostels Petrus:

Demütigt euch unter die starke Hand Gottes, damit er euch aufrichte zu rechten Zeit, indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft, denn er sorgt für euch!
1. Petrus 5,6-7

Als gläubiger Mensch habe ich das Vorrecht, nicht allein mit mir und meinen sorgenvollen Gedanken zu sein. Ich darf durchaus zugeben, nicht alles im Griff zu haben und muss es auch nicht, denn es gibt jemand, der für mich sorgt. Wer seine Sorgen auf Gott wirft, demütigt sich damit unter die starke Hand Gottes. Das hat nichts mit Buckeln und Ducken zu tun, als vielmehr damit, sich selbst nicht immer todernst zu nehmen. Mein Blick auf Probleme ist beschränkt, manchmal total verzerrt und meine Kraft reicht nicht aus, sofort für alle Herausforderungen eine Lösung zu haben. Die starke Hand Gottes stelle ich mir vor wie ein Zelt über mir, in das ich flüchten kann und wo ich in Sicherheit bin. Sorgen mache ich mir immer um Dinge, die ich in diesem Moment nicht lösen kann, für die der rechte Zeitpunkt also noch nicht gekommen ist. Was ich gleich ändern kann, macht mir keine Sorgen. Und keine meiner Sorgen hat je ein Problem gelöst. Meine Sorgen bei Gott abgeben bedeutet aber nicht, sie zu verdrängen und sich aus der Verantwortung zu stehlen. Zu wissen, dass Gott für mich sorgt, hilft mir, etwas liegen zu lassen, wenn Nachdenken keine Lösung bringt. Oft und oft habe ich schon erlebt, wie dann genau zur rechten Zeit mein Blick auf eine Lösung gelenkt wurde.

Vor einigen Jahren verirrte sich an einem Wintertag ein Vogel in unser Wohnzimmer und flatterte verzweifelt gegen die Fensterscheibe, weil er wieder hinaus wollte. Als ich versuchte, ihm das Fenster zu öffnen, flog er zum nächsten. Ich änderte meine Taktik, wölbte meine Hand über ihn und umschloss ihn behutsam mit meinen Fingern. Ich wollte ihm die Freiheit geben, doch musste er sich bis zum rechten Moment gedulden und so lange warten, bis ich ihn vor unser Haus getragen hatte. Dort öffnete ich meine Hand und er war wieder frei.

Wenn Ihnen alles über den Kopf zu wachsen droht, wünsche ich Ihnen die Erfahrung, dass Gott auch für sie sorgt und Frieden schenkt.

Weitere Artikel

Bild zum Weblog Speak | Bethany Music Cover

22.03.2024

Speak | Bethany Music Cover

Hast du dich schon mal gefragt, wie du Gottes Stimme hören kannst, wenn er zu dir spricht?

Bild zum Weblog Never will I leave you | Michael Card Cover

08.03.2024

Never will I leave you | Michael Card Cover

Ein Cover von Michael Card, übersetzt von Martin und gesungen von Martin und Doris.

Bild zum Weblog Kirche ist mehr als nur Gottesdienst!

29.02.2024

Kirche ist mehr als nur Gottesdienst!

Freude am Leben und ein tiefer, ehrlicher Glaube schließen sich nicht aus – sie ergänzen sich perfekt!

Bild zum Weblog Psalm 139 | Matt & Josie Minikus Cover

16.02.2024

Psalm 139 | Matt & Josie Minikus Cover

Ein Cover von Matt & Josie, gesungen von Simone und Daniel.

Newsletter-Anmeldung

* Pflichtfelder
×