
Ein Leben im Dienst ist zu Ende gegangen. Am 6. April 2023 starb Pastor Walter Schultschik im 96. Lebensjahr. Er diente der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich in verschiedenen Positionen und Aufgaben bis weit in die Pension hinein.
20.04.2023 | Bernd Müller
Abschied von einem lieben Kollegen
Walter Schultschik wurde am 25.1.1928 in Mistelbach geboren. Bereits in frühen Jahren stellte er die Frage nach dem Sinn im Leben. Als junger Bub wäre er beinahe ertrunken und wurde im letzten Augenblick von einer Passantin gerettet. Einige Jahre später endete ein jugendliches Abenteuer beinahe tödlich in einer Hochspannungsleitung. Das dritte tiefgehende Ereignis fand am Ende des 2. Weltkrieges statt. Es gelang ihm die waghalsige Flucht von einem Gefangenentransport, sodass er feststellte: Gott hält seine schützende Hand über mich. Diese Ereignisse führten ihn zu den brennenden und alles überlagernden Fragen: „Was hat das Leben für einen Sinn? Woher kommen wir, wozu leben wir? Wohin gehen wir, gibt es überhaupt einen Gott?“ Seine spätere Frau Hilde Prattes gab ihm in dieser Phase den entscheidenden Impuls: „Auf alle diese Fragen findest du eine Antwort in der Heiligen Schrift.“ So wurde die biblische Prophetie Grundlage für sein restliches Leben. Die Entscheidung zur Taufe am 29.6.1951 und der Entschluss, sich in Bogenhofen als Pastor ausbilden zu lassen, waren die logische Konsequenz. Fortan war sein Leben der Verkündigung der biblischen Botschaft gewidmet.
Walter Schultschik heiratete seine Hilde am 28.05.1953 und Gott schenkte der Familie in den folgenden Jahren 5 Kinder. Seinen Dienst als Pastor begann er 1953 in Wien. Von Beginn an war seine Arbeit von zahlreichen öffentlichen Verkündigungen geprägt, aus denen viele Taufen resultierten. Es folgten Jahre als Pastor in Linz, bevor er 1967 zum Jugendabteilungsleiter der Österreichischen Union gewählt wurde. In dieser Funktion organisierte er die Jugendarbeit in Österreich nach globalem Vorbild in Jungwächter (8-12 Jahre), Adventwächter (12-16 Jahre) und Adventjugend (16-30 Jahre), wie sie bis heute besteht. Ebenso ist auf seine Initiative die Einführung der Ferien-Bibel-Bastelschule zurückzuführen, die bis heute in Gemeinden in Österreich durchgeführt wird. Nach acht Jahren wurde er zum Predigtamtsekretär berufen, zum „Seelsorger der Seelsorger“. Daneben betreute er die Abteilung „Religiöse Freiheit“, für die er bis in seine Pension hinein verantwortlich war. Seine Liebe zur Mission wurde in Evangelisationsreihen sichtbar, die er von 1975-1979 unter anderem in Baden, Wiener Neustadt, Graz und Villach durchführte. 1979 wurde er schließlich zum Vorsteher der Österreichischen Union berufen. Er bekleidete dieses Amt zwölf Jahre lang und wurde auch darin als geistliches Vorbild gesehen, bis er 1991 um Entlastung bat. In seiner Funktion als Vorsteher waren ihm auch die Beziehungen zu anderen Kirchen und den Brüdern in den Nachbarländern ein wichtiges Anliegen, das er gewissenhaft verfolgte. Die öffentliche Anerkennung der Kirche wurde in dieser Zeit vorangetrieben. Auch nachdem er 1993 schließlich in die wohlverdiente Pension gewechselt war, konnte er seiner inneren Überzeugung durch zwei Evangelisationen Ausdruck verleihen, die er im heutigen Kasachstan durchführte. Danach diente er noch viele Jahre in der Wortverkündigung.
Walter Schultschik war überzeugt. Entschlossen und tatkräftig nahm er seine Aufgaben in Angriff. Seine akribische Organisation half ihm nicht nur in der Vorbereitung der Predigten, sondern auch später in seiner Verantwortung für die österreichweite Kirche. Die Gemeinde stand für ihn immer an erster Stelle. Sein ganzes Leben war diesem Dienst gewidmet. Sein Glaube stand stets im Mittelpunkt, ob am Küchentisch oder auf der Kanzel. Sein Vorbild ist bis heute spürbar.
Ihm war immer bewusst, wie wichtig die Unterstützung seiner Frau für seinen Dienst war und wieviel sie leistete. Entsprechend traf ihn der Tod Hildes vor 7 Jahren besonders schwer. Seine tiefe geistliche Einstellung zeigte sich auch darin, dass er Gott dankbar war, dass nicht sie solch einen Verlust durchmachen musste. Nun hat er den Lauf vollendet. Sein Tauftext aus Offenbarung 2,10 stand nicht nur auf seinem Schreibtisch, sondern auch als Lebensmotto stets vor seinen Augen: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ Als Menschen trauern wir und wissen um den Verlust. Als Gläubige hoffen wir und wissen um die Auferstehung.