
Adventisten sehen das Leben als Geschenk, das sie aus der Hand Gottes empfangen. Das hat zwangsläufig Auswirkungen auf den Umgang mit dem Leben in jeder seiner Phasen.
03.12.2014 | Oliver Fichtberger
Die Würde des Lebens
Wer sein Leben als ein Geschenk Gottes versteht, wird verantwortlich mit sich selbst umgehen und auch mit anderen.
Die Inspiriation für diese Haltung zum Leben gewinnen Adventisten aus der Bibel. Dort heißt es bereits auf den ersten Seiten, dass Gott den Menschen in diese Welt setzte, damit der Mensch sie bebaue und bewahre.
Diese beiden Begriffe geben einen interessanten Rahmen für unser menschliches Tun. Dass in unserer Welt heute so viel schief läuft, hängt eng damit zusammen, dass die Balance zwischen den beiden Polen "bebauen" und "bewahren" heute nicht mehr stimmt.
Hier der Versuch, die beiden Begriffe mit Inhalt zu füllen:
Bebauen:
Von Natur aus neugierig und kreativ, wollen wir verstehen, forschen, Neues schaffen, erobern und entdecken. Wir sehnen uns nach mehr, wir packen Ziele an und wir erweitern unseren Horizont.
Bewahren:
Wenn wir bewahren, sehen wir den Wert des Vorhandenen, zerstören wir nicht mutwillig und unnötig Bestehendes, pflegen wir Wachsendes und schützen Schwaches.
Wo die beiden Begriffe ausgewogen gelebt werden, sind sie die Formel für gelingendes und erfülltes Leben. Leider haben wir Menschen das Gleichgewicht in vielen Bereichen verloren. Das gilt für unseren Umgang miteinander ebenso, wie für unseren Umgang mit der Natur.
Wie oft wird eine Beziehung dem Reiz des Neuen geopfert, weil die Pflege der bestehenden Beziehung zu mühsam und anstrengend erscheint.
Aussterbende Tierarten und für immer zerstörte Natur zeugen davon, dass wir Menschen auch hier über Grenzen gegangen sind, was uns Probleme schafft, vor denen Gott uns bewahren wollte, als er uns das Mandat gab, diese Welt zu bebauen und zu bewahren.
Wer das "Bewahren" vergisst, schafft automatisch neue Begriffspaare, die zerstörend wirken: ausbauen und ausbeuten, abbauen und absahnen, verbauen und vernichten. (1)
Wer sein Leben so versteht, dass es aus der Hand eines Schöpfers kommt, weiß sich ihm auch verantwortlich und wird sein eigenes Tun und Planen entsprechend in Frage stellen. Aus dem Bewusstsein dieser Verantwortung erwächst die Erkenntnis, dass nicht alles, was uns möglich ist, auch gut und sinnvoll ist. Daraus resultiert die Fähigkeit, Nein sagen zu können, die Fähigkeit zu verzichten, die Fähigkeit, nicht alles haben zu müssen und auch natürliche Grenzen zu akzeptieren.
Dies ist der Hintergrund für die ablehnende Stellungnahme, die die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich zur geplanten Reform des Fortpflanzungsmedizingesetzes abgegeben hat. Da sie in den Medien bereits zitiert wird, bieten wir sie hier auch zum Download an, damit der interessierte Leser sich selbst ein Bild machen kann.
Wir hoffen, dass diese Reform nicht einfach durchgewunken wird, sondern der Diskussion dieses Themas noch ausreichend Zeit gegeben wird.
Zum leichteren Verständnis der verwendeten Begriffe innerhalb der Stellungnahme hier eine kurze Erklärung:
Eizellspende, In-vitro-Fertilisation, Präimplantationsdiagnostik
Zur Eizellspende werden die Eierstöcke einer Spenderin durch Medikamente stimuliert, um mehrere Eizellen gleichzeitig reifen zu lassen, die anschließend, meist unter Narkose, durch Punktion entnommen werden. Diese Eizellen werden mit aufbereitetem Sperma in einem Reagenzglas zusammengebracht (In vitro Fertilisation). Wenn eine spontane Befruchtung stattfindet, wird der so entstandene Embryo der Empfängerin eingesetzt oder für einen späteren Transfer tiefgekühlt haltbar gemacht. (2) (3)
Präimplantationsdiagnostik (PID) nennt man die zellbiologischen und molekulargenetischen Untersuchungen, die dem Entscheid darüber dienen, ob ein durch In-vitro-Fertilisation erzeugter Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt werden soll oder nicht. Sie wird hauptsächlich zur Erkennung von Erbkrankheiten und Anomalien der Chromosomen angewendet. Auch die Auswahl des Geschlechts oder bestimmter erblicher Eigenschaften des Kindes sind möglich. Sie kann auch zur Selektion eines sogenannten "Retterbabys" eingesetzt werden, das als genetisch kompatibler Spender von Stammzellen für ein erkranktes Geschwisterkind geeignet ist.
Die PID ist ethisch und politisch umstritten, da sie grundlegende Fragen nach dem Wert – und der Zulässigkeit der Bewertung – sich entwickelnden Lebens aufwirft. In vielen Ländern, darunter den meisten europäischen Ländern, ist die PID gesetzlich geregelt und für teils unterschiedliche Anwendungen erlaubt. In Deutschland ist sie ausschließlich zur Vermeidung von schweren Erbkrankheiten, Tot- oder Fehlgeburten zulässig. In der Schweiz und in Österreich ist die PID dagegen bis dato verboten. (4)
Dazu gibt es hier auch ein Interview mit dem Autor zu hören:
http://soundcloud.com/awr-austria/toplife-neues-jahr/s-UOWYS
- PDF der StellungnahmeWeitere Stellungnahmen zum geplanten Gesetz (weit über 100) sind hier zu finden: http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/ME/ME_00077/index.shtml
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