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Wien-Mauer zeigt Wege auf, Glauben lebendig und relevant zu teilen.

28.11.2024 | Sebastian Wöber

Mission im Wandel: Wie eine Feier neue Wege aufzeigt

Dieser Artikel ist erstmals im Adventisten Aktuell (Oktober Ausgabe 177) erschienen.

Als Christen wissen wir, wie herausfordernd es geworden ist, Glauben in unserer heutigen Gesellschaft zu vermitteln. Die Zeit ist um ein Vielfaches schneller geworden, Menschen befinden sich in einem regelrechten Kampf um ihre Aufmerksamkeit, man lässt sich kaum noch auf Andersdenkende ein und Meinungsbildung findet zunehmend in sozialen Medien statt.

Gläubige verschiedener Kirchen sind nicht nur verunsichert, sondern auch orientierungslos, weil gewohnte Ansätze auf immer weniger Resonanz stoßen. Es drängt sich die Frage auf: Wie können wir heute Menschen erreichen und ihnen unseren Glauben so vermitteln, dass er relevant für ihr Leben wird?

Diese Frage beschäftigte auch eine kleine Adventgemeinde in Wien-Mauer anlässlich ihres 90-jährigen Bestehens. Eine Feier, die zunächst als ein internes Jubiläum geplant war, entwickelte sich zu einem Experimentierfeld für innovative Ansätze, den Glauben auf eine Art und Weise zu teilen, die Menschen berührt und inspiriert – auch in einer Zeit, in der Religion oft skeptisch betrachtet oder als irrelevant abgetan wird.

Von der Theorie zur Praxis: Wie ein Jubiläum Türen öffnen konnte

Unser Jubiläum im Mai 2024 sollte eine Gelegenheit sein, uns unserer Umgebung zu öffnen und zu zeigen, wer wir sind und wofür wir stehen. Das klingt einfacher, als es ist. Manche von uns zweifelten, ob die Veranstaltung Anklang finden oder ob wir es überhaupt schaffen würden, alles zu organisieren und gemeinsam zu tragen, besonders da frühere Projekte bereits Spannungen in der Gemeinde verursacht hatten.

Trotz dieser Bedenken erlebten wir einen außergewöhnlichen Segen: Die Beteiligung war hoch, und die Feier zog nicht nur ehemalige Gemeindemitglieder und Pastoren an, sondern auch über hundert Gäste aus der Nachbarschaft. Viele von ihnen hatten zuvor kaum Berührungspunkte mit unserer Kirche, zeigten sich aber neugierig und interessiert daran, was uns als Gemeinde auszeichnet.

Was war das Geheimnis? Ein Schlüssel lag darin, Menschen nicht einfach nur die eigenen Überzeugungen vorzutragen. Stattdessen wurden Räume geschaffen, in denen Fragen erlaubt waren, in denen Zweifel offen ausgesprochen werden konnten. An einer „Fragen-Station“ konnten Besucher all die Fragen stellen, die ihnen vielleicht schon lange auf der Seele brannten – sei es zur Bibel, zum Glauben oder auch zu den praktischen Aspekten des Lebens als Christ. Diese Offenheit für das Gespräch auf Augenhöhe hat viele Barrieren abgebaut. Es wurde sichtbar, dass die Menschen in dieser Kirche keine Angst davor haben, ihren Glauben kritisch hinterfragen zu lassen – im Gegenteil: Es hat eine Atmosphäre geschaffen, in der echte Begegnungen möglich wurden.

Vielfältige Räume der Begegnung

Unter diesem Vorzeichen ließen sich Besucher auf verschiedene Angebote ein. Die „ADRA-Station” etwa, an der Besucher über aktuelle Sozialprojekte der Hilfsorganisation informiert wurden und die Möglichkeit hatten, durch Spenden zu helfen, machte deutlich: Glaube ist nicht nur Theorie, sondern wird in der Praxis sichtbar.

Auch die Kreativstation und die Angebote für Kinder zeigten, dass gelebter Glaube verschiedene Aspekte des Lebens durchdringt. In einer Zeit, in der das Bedürfnis nach sozialem Anschluss groß ist und Kinder diesen oft früh verlieren, bietet die Gemeinde ein geschütztes Umfeld und Unterstützung sowohl für Kinder als auch ihre Eltern.

Es gab auch Raum für persönliche Reflexion. In einer kleinen, aber sorgfältig zusammengestellten Bibliothek unter freiem Himmel konnten Gäste die christlichen Lieblingsbücher der Gemeindeglieder durchstöbern. Für diejenigen, die audiovisuelle Eindrücke bevorzugen, wurde ein kleines Kino eingerichtet, in dem bewegende Glaubenszeugnisse vom YouTube-Kanal der Adventisten gezeigt wurden. 

Auch Musik hatte ihren festen Platz im Programm. Im Garten war ein großes Zelt aufgestellt, in dem ein stimmungsvolles Live-Konzert mit christlicher Musik und kurzen Andachtsgedanken stattfand. Ein besonders ergreifender Moment war, als eine Frau während des Konzerts aufstand, mit Tränen in den Augen, und sich für diesen besonderen Ort bedankte. Sie sprach von einem Wunder, wie diese Kirche nach all den Jahren, trotz der Widrigkeiten und des Krieges, weiterhin in Mauer Bestand haben konnte. In dieser Atmosphäre der Dankbarkeit und Ehrfurcht trug eine andere Dame spontan ein Gedicht vor – ein Moment, in dem das Gefühl von echter, gelebter Gemeinschaft spürbar wurde.

Unter den weiteren Ideen und Angeboten verdient auch die „Gebets-Box“ besondere Erwähnung. Diese ermöglichte es den Gästen, ihre Gebetsanliegen – anonym oder mit Kontaktdaten – zu hinterlassen. Die Gebetsanliegen wurden später in der Gemeinde verteilt, und es wurde darauf geachtet, den Menschen, die ihre Bedürfnisse geäußert hatten, in einem Folgekontakt beizustehen.

Fazit: Mission im Wandel – und wir mittendrin

Das positive Echo der Gäste war für alle Helfer spürbar. Deutlich wurde: Menschen wünschen sich mehr von dem, was sie an diesem Tag erlebt haben – echte Gemeinschaft, Offenheit und gelebten Glauben.

Der Weg dorthin ist allerdings nicht einfach. Wir stehen als Gemeinde und auch persönlich immer wieder vor Herausforderungen. Trotzdem oder gerade darin haben wir erfahren, wie Gott durch unsere Schwächen und Ängste hindurchwirken möchte, wenn wir bereit sind, unsere Komfortzonen zu verlassen.

Vielleicht ist das auch eine Botschaft an uns als Kirche: Bei der Frage, wie wir Menschen heute erreichen können, wird vielen von uns immer deutlicher bewusst, wie angewiesen wir auf Gottes Führung sind. Es braucht Mut und Hingabe, um Teil seines Wirkens zu sein. Denn letztendlich geht es ja nicht darum, Menschen zu überzeugen – es geht darum, ihnen die Möglichkeit zu geben, Gott selbst zu begegnen.
 

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