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Wir glauben, dass wir unsere Berufung wieder neu entdecken müssen. Und das geht nur, wenn wir uns in der Nähe Gottes aufhalten. Bist du bereit?

20.08.2024 | Reinhard Schwab

Wir in dieser Welt: Neue Orientierung

Dieser Artikel ist erstmals im Adventisten Aktuell (Ausgabe 169) erschienen.

 

Als Kirchenleitung stehen wir in der Verantwortung, die Organisation zu führen. Im Verständnis mancher reduziert sich das auf Personalfragen und Finanzwesen, weit weg von der regionalen Gemeinderealität. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben eines deutlich gemacht: strategische Projekte um andere Menschen zu erreichen, die von der Prager Straße in Richtung Ortsgemeinde oder Gruppe transportiert werden, haben selten nachhaltige Wirkung. Aber wie kann es zu einer Veränderung kommen, zu mehr Nähe zwischen Administration, Abteilungen, Pastoren und Kirchengemeinschaften? Ist es überhaupt sinnvoll und realistisch, über ein gemeinsames, abgestimmtes und strategisches Handeln als gesamte Kirche in Österreich nachzudenken?

Unser Auftrag besteht seit über 150 Jahren darin, Menschen in unserem Umfeld zu unterstützen, die Relevanz der Bibel für den Alltag zu erfahren und eine aktive Beziehung mit Gott zu pflegen. Und weil wir davon überzeugt sind, dass Jesus dem Wahnsinn der Sünde bald ein Ende bereiten wird, erzählen wir anderen von seiner Wiederkunft und bereiten uns gemeinsam darauf vor. Wir möchten näher zu Gott, zueinander und zu unserem Nächsten hinwachsen.

Die Analyse unserer Kirchengemeinschaft hat uns bewusst gemacht, dass unsere Bemühungen, Menschen in der Gesellschaft zu erreichen in den letzten 20 Jahren nicht mehr dieselbe Wirkung hatten wie noch in den Jahrzehnten davor. Wir verlieren junge Menschen, die Identifikation mit und das Engagement für die Kirche sind spürbar rückläufig. Und wir leben in einer veränderten, skeptischen Gesellschaft Kirchen gegenüber, die nicht nach „Wahrheit“, sondern einem alltagsrelevanten Glauben sucht.

Als Leitung der Kirche ist uns seit einigen Jahren bewusst, dass strategische Entscheidungen, um Menschen außerhalb der kirche zu erreichen, einen langen Weg von Wien bis in die Gemeinden und Gruppen zurücklegen und vielerorts nicht wie erwartet ankommen. Daher haben wir uns im Zuge der Analyse unserer Kirchengemeinschaft dazu entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. Wir laden Mitarbeiter und Gemeinden ein, gemeinsam über eine Frage nachzudenken:

Worauf müssen wir uns gemeinsam in den nächsten Jahren fokussieren, damit die Botschaft der Adventisten wahrgenommen, geschätzt und angenommen wird?

In verschiedenen Sitzungen mit unseren Mitarbeitern in den Gemeindebezirken und Abteilungsleitern wurden drei Themen vertieft bearbeitet und in einem Dokument schriftlich zusammengefasst – den strategischen Leitlinien. Dieses Dokument wurde bei der 20. Delegiertenversammlung als Arbeitsgrundlage für die nächsten Jahre beschlossen. Nachgehend möchte ich auf drei wesentliche Kerngedanken eingehen.

Unseren Auftrag Neu Entdecken 

Eines muss man uns lassen: Unsere Kirche ist eine sehr aktive christliche Organisation. Wir sind sehr beschäftigt, haben viele Angebote und Aktivitäten. Aber diese Aktivitäten führen nicht zum erwünschten Ergebnis – Menschen, die sich für ein Leben mit Jesus interessieren und die Entscheidung treffen, ihm ihr Leben durch die Taufe zu übergeben. Die Gründe sind multifaktoriell und je nach Gemeinde unterschiedlich.

Zudem ist wahrzunehmen, dass die Identifikation mit der Ortskirche und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, rückläufig sind. Es fehlen an manchen Orten ganze Generationen. Der Altersdurchschnitt steigt und Vitalität sinkt. Unser Auftrag tritt an einigen Orten schleichend in den Hintergrund. Aber wozu ist unsere Kirche da, wenn nicht, um bei der Rettung von Menschen mitzuwirken? Wir glauben, dass wir unsere Aufgabe, unsere Berufung wieder neu entdecken müssen. Und das geht nur, wenn wir uns in der Nähe Gottes aufhalten, uns vom Heiligen Geist wieder neu für Gottes Wort und die Schriften seiner Botin begeistern lassen. Wir glauben, Adventisten in Österreich müssen erneut begreifen, warum Gott diese Gemeinschaft ins Leben gerufen hat.

Wir sind davon überzeugt, dass so etwas nur durch eine tiefe Verbundenheit mit Gott möglich wird. Näher bei ihm zu sein, wird eine neue Nähe untereinander wachsen lassen und uns die Sehnsucht ins Herz pflanzen, näher bei unseren Mitmenschen leben zu wollen, bereits hier auf Erden, weil es um ewiges Leben geht.

Verstehen und verstanden werden - Kontextualisierung

Wenn Menschen von außerhalb unsere Gottesdienste besuchen, tauchen sie in eine andere Welt ein. Sprache, Musik, Atmosphäre und Rituale, … so viele Dinge sind ganz anders als in ihrem Lebensalltag. Einer kirchenfernen und kirchenskeptischen Gesellschaft fällt es zunehmend schwerer, mit biblisch-christlichen Weltanschauungen umzugehen und sie zu verstehen. Unserem Eindruck nach pflegen nur wenige Adventisten mit Menschen außerhalb der Kirche gewinnbringende und tiefgehende Beziehungen, in denen der Adventglaube mit Selbstverständlichkeit anziehend geteilt wird. An biblischem Wissen fehlt es selten, meist aber an der Kultur, unsere Freunde natürlich an unserem Glaubensleben teilhaben zu lassen.

Jesus war in der Lage, ewige Wahrheiten in das Leben der Menschen seiner Zeit hineinzusprechen.  „Seine Mitteilungen waren solcher Art, ihnen Wissen für den sofortigen, täglichen Gebrauch zu vermitteln … Sein Ziel war es, Wissen zu vermitteln, wodurch Menschen an geistlicher Kraft zunehmen und auf dem Weg des Gehorsams und der wahren Heiligung voranschreiten können. Er erteilte nur solche Anweisungen, die den Nöten ihres täglichen Lebens angepasst waren, nur solche Wahrheiten, die man auch anderen zur gleichen Anwendung weitergeben konnte …“ (ABC, Bd.7, S. 345.346)

Wir glauben, dass die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten einen mutigen Schritt in Richtung Gesellschaft gehen kann, um Menschen nahe zu kommen. In dieser besonderen Nähe können Vertrauen wachsen und echte Freundschaften entstehen. Auf diesem Weg lernen wir die realen Bedürfnisse unserer Mitmenschen kennen und verstehen.

Konkret werden

Weil wir in Gottes Nähe unseren Auftrag wiederentdecken, schenkt uns der Heilige Geist eine neue Sehnsucht, uns für die Rettung von Menschen einzusetzen. Wir werden unsere Prioritäten ändern, den Wert und Segen von Gemeinde neu erkennen und gemeinsam nutzen, weil uns die Erlösung unserer Mitmenschen wieder wichtig ist.

Wir werden Aktivitäten und Angebote in unseren Gemeinden so gestalten, dass unsere Freunde und Bekannten einen Ort vorfinden, an dem sie eine Atmosphäre der Annahme erleben und göttliche Antworten auf ihre realen Lebensfragen erhalten. Wir nehmen sie mit auf die Reise der Jüngerschaft, auf der unsere Beziehung zu Jesus sich laufend vertieft und ein ausgewogenes Verständnis für biblische Wahrheiten entstehen kann. Und jede Kirchengemeinschaft wird unter der Führung des Heiligen Geistes erkennen, wie sie den Menschen in ihrer Umgebung bestmöglich dienen kann.

„Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Vereinigung göttlicher Kraft mit menschlicher Anstrengung. Die größten Erfolge erringen diejenigen, die sich bedingungslos auf den mächtigen Arm Gottes verlassen.“ (Wie alles begann, 487) „Wenn die Mitglieder ihrer Kirche (Gemeindeglieder) ihren Verstand für gut organisierte Anstrengungen und wohl durchdachte Pläne einsetzen würden, könnten sie hundertfach mehr für Christus erreichen als jetzt. Wenn sie mit ernsthaftem Gebet, mit Sanftmut und demütigem Herzen versuchen würden, anderen Menschen persönlich die Erkenntnis der Erlösung zu vermitteln, würde die Botschaft die Bewohner der ganzen Welt erreichen.“ (The Review and Herald, 11. April 1893. DG 143)

Stellen wir uns gemeinsam dieser Herausforderung?

GOTTES PRINZIPIEN FÜR ERFOLGREICHEN DIENST

Der Himmel handelt durchdacht

Ein aufmerksamer Blick auf die ersten Seiten der Bibel lässt eines erkennen. Gott überlässt sein Handeln nicht dem Zufall. In der Schöpfungsgeschichte legt er in den ersten drei Tagen die Grundlagen, um sie in der zweiten Wochenhälfte ihrer Bestimmung zu übergeben. Über die gesamte Heilsgeschichte hinweg ist ein durchdachtes und geplantes Handeln des Himmels erkennbar: Ob 120 Jahre Gnadenzeit bei Noah, die Verheißung an Abraham, seine Nachkommen nach 400 Jahren aus Ägypten zu befreien, oder die Zeitweissagungen Gottes an Daniel, die sich geschichtlich als erfüllt bestätigen lassen – um nur ein paar zu nennen. Deutlich wird es erneut am Beginn des Neuen Testaments. „Doch als der festgesetzte Zeitpunkt da war, sandte Gott seinen Sohn, …“. Auch die Evangelien machen deutlich, dass selbst der Sohn Gottes auf Erden sein Handeln an dem Zeitplan des Vaters orientierte. Von der ersten bis zur letzten Seite der Heiligen Schrift handelt der Herr des Universums nach einer systematischen Planung.

In dem Buch von Ellen White Wie alles begann ist auf Seite 355 zu lesen: „Gott ist ein Gott der Ordnung. In allem, was mit dem Himmel in Zusammenhang steht, herrscht vollkommene Ordnung. Unterordnung und völlige Disziplin kennzeichnen das Handeln der Engelscharen. Nur Ordnung und harmonisches Zusammenwirken bringen Erfolg. Genau wie zur Zeit Israels verlangt Gott auch heute in seinem Werk Ordnung und gezieltes Vorgehen. Wer in Gottes Diensten steht, muss seine Arbeit klug verrichten – nicht in einer unüberlegten, planlosen Weise.“

Wenn der Himmel sowie das Erlösungshandeln Gottes einer durchdachten Planung folgen, was bedeutet das für uns Adventisten im 21. Jahrhundert, kurz vor der Wiederkunft Jesu?

Himmlisches Teamwork

So ein Anspruch kann bei manchen Menschen das Gefühl der Überforderung entstehen lassen. Ähnlich ging es den Jüngern nach der Begegnung Jesu mit dem reichen Jüngling, als sie fragten: „Wer kann denn überhaupt gerettet werden?“ (Markus 10,26). Ein goldener Moment, um seinen Jüngern bewusst zu machen: „Menschlich gesehen ist es unmöglich, aber nicht für Gott. Bei Gott ist alles möglich.“ (Markus 10,27) Es ist ein Fakt. Unser menschliches Bemühen wird immer zu kurz kommen. Ellen White schreibt: „Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Vereinigung göttlicher Kraft mit menschlicher Anstrengung. Die größten Erfolge erringen diejenigen, die sich bedingungslos auf den mächtigen Arm Gottes verlassen.“ (Wie alles begann, S. 487)

Als Nachfolger Jesu gilt es in die Schule des himmlischen Teamworks einzusteigen und in der Zusammenarbeit mit Gott zu wachsen. Der Alltag bietet dazu ein vielfältiges Lernfeld, in Bezug auf unser persönliches Leben, sowie unseren Dienst im Erlösungswerk. Jeder kann seinen Teil zum Erfolg beitragen. „Gott vollbringt im Allgemeinen keine Wunder, um seine Wahrheit auszubreiten. Wenn der Landwirt es versäumt, den Acker zu bestellen, tut Gott auch kein Wunder, um die Folgen abzuwenden. Er wirkt gemäß der grundlegenden Prinzipien, die er uns bekannt gemacht hat. Unser Teil ist es, durchdachte Pläne ausreifen zu lassen und die Mittel in Bewegung zu setzen, durch die Gott bestimmte Ergebnisse zustande bringt. Wer nicht entschiedene Anstrengungen unternimmt, sondern einfach darauf wartet, dass der Heilige Geist ihn zur Tat drängt, wird in der Dunkelheit umkommen. Im Werk Gottes sollen wir nicht still sitzen bleiben und träge abwarten.“ (Im Dienst für Christus, S. 278)

Kernaussagen oder Prinzipien solcher Zitate streiche ich mir gerne an, denn sie offenbaren göttliche Prinzipien, die unseren Dienst erfolgreich werden lassen:

  • Ordnung und harmonisches Zusammenwirken bringen Erfolg 
  • Gott verlangt Ordnung in seinem Werk und gezieltes Vorgehen
  • Die Arbeit soll klug verrichtet werden
  • Göttliche Kraft in Verbindung mit menschlichen Anstrengungen führen zum Erfolg
  • Durchdachte Pläne ausreifen lassen
  • Von Gott bestimmte Mittel in Bewegung setzen 
  • Entschiedene Anstrengungen unternehmen 

Unter einer Vielzahl von Aussagen zu diesem Thema finde ich nachstehenden Gedanken sehr kompakt und umfassend: „Es ist wichtig, ordentlich und planvoll zu arbeiten und dabei einem bestimmten Ziel zu folgen. Niemand kann einen anderen richtig unterweisen, es sei denn, er sorgt dafür, dass das Werk systematisch und ordentlich angegriffen wird, so dass es auch zur gegebenen Zeit durchgeführt werden kann. […] Gut durchdachte Pläne sollten frei all denen dargelegt werden, die damit zu tun haben, und es sollte dafür gesorgt werden, dass sie auch verstanden werden. Dann ersuche die Verantwortlichen der verschiedenen Abteilungen, in der Ausführung der Pläne zusammenzuarbeiten. Wenn diese sichere und radikale Methode angenommen und mit Interesse und gutem Willen durchgeführt wird, dann wird es viel ziellose Arbeit und viele unnötigen Reibereien ersparen.“ (Ellen White, Manuskript 24, 1887)

Himmlische Aufgabe

Aussagen dieser Art sprechen meinen Persönlichkeitstyp besonders an und motivieren mich wieder neu. Mein Herz träumt davon, dass diese göttlichen Prinzipien des Erfolges immer bewusster unser Handeln bestimmen. Über die Adventbewegung des 19. Jahrhunderts schrieb Schwester White: „Wenn die Mitglieder ihrer Kirchengemeinschaft ihren Verstand für gut organisierte Anstrengungen und wohl durchdachte Pläne einsetzen würden, könnten sie hundertfach mehr für Christus erreichen als jetzt. Wenn sie mit ernsthaftem Gebet, mit Sanftmut und demütigem Herzen versuchen würden, anderen Menschen persönlich die Erkenntnis der Erlösung zu vermitteln, würde die Botschaft die Bewohner der ganzen Welt erreichen.“ (The Review and Herald, 11. April 1893. DG 143)

Wir sind davon überzeugt, dass Jesus die Menschheit von dem Wahnsinn der Sünde endgültig befreien will – und zwar bald. Durch dich und mich möchte er Menschen nahekommen, damit sie den Segen einer aktiven Beziehung mit Gott in unserem Leben erkennen können. Gott lädt uns dazu ein, unser Leben und unseren Dienst an seinen ewig gültigen Handlungsprinzipien auszurichten, und er verspricht Erfolg. So wie der Himmel nichts dem Zufall überlässt, fordert uns Gott auf, auch unser Leben und unseren Dienst wirkungsvoll und überlegt zu planen. Peter E. Schumacher hat folgenden Satz geprägt: „Manche planen, um nicht zu versagen. Andere versagen, weil sie nicht planen.“

Für welchen Weg entscheiden wir uns?

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