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Warum lässt Gott so viel Unglück, Gewalt und Leid zu in dieser Welt? Warum greift er nicht ein, wenn er doch liebevoll und gerecht sein soll? Ist sein Nicht-Eingreifen vielleicht der Beweis, dass es ihn gar nicht gibt?

27.03.2015 | Oliver Fichtberger

Ist Gott auf Urlaub?

Warum lässt Gott so viel Unglück, Gewalt und Leid zu in dieser Welt? Warum greift er nicht ein, wenn er doch liebevoll und gerecht sein soll? Ist sein Nicht-Eingreifen vielleicht der Beweis, dass es ihn gar nicht gibt?

Kürzlich hörte ich im Radio, wie sich jemand mit wienerischem Humor und ebensolcher Mentalität den lieben Gott vorknöpfte, um ihm ein paar heftige Fragen zu stellen. Ich war kurz versucht, mein Hirn und Herz nicht mit dem bissigen Spott zu belasten, den ich nach Nennung des Titels nun erwartete. Ich habe mir das Lied dann doch angehört – und war durchaus überrascht, welche Worte am Schluss Gott in den Mund gelegt wurden, der – ich zitiere sinngemäß – den Menschen ausrichtet, er habe ihnen einen Verstand gegeben, den zu benutzen er sie tunlichst aufrufe, solange sie das nicht machen, könne er es nicht ertragen, was sie so alles aufführen auf dieser Erde.

Ein Freund sagte mir kürzlich mit ziemlicher Vehemenz, es könne gar keinen Gott geben, denn wenn es ihn gäbe, wäre er so unvorstellbar pervers, das ganze Böse in dieser Welt zuzulassen, dass es für ihn außer Streit stehe, dass es Gott nicht geben kann.  Was soll man darauf sagen?

Es ist nicht leicht, mit unserem Verstand hier Licht in eine dunkle Frage zubringen. Elend und Leid nehmen manchmal Dimensionen an, die zu begreifen den Verstand bei weitem überfordern. Zumindest meinen.

Nun neigen wir Menschen gerne dazu, unseren Verstand dazu zu verwenden, uns über die Dinge zu ereifern, auf die wir kaum einen bis gar keinen Einfluss haben und dabei das zu übersehen, was wir durchaus mit unserem Denken und Tun beeinflussen können.

Daher lade ich Sie jetzt zu einem Gedankenexperiment ein: Angenommen, Gott würde jedes Mal eingreifen, wenn irgendwo auf dieser Welt irgendjemand etwas täte, was Gott als Unrecht ansieht.

Begleiten wir einfach Max Mustermann einige Augenblick durch einen Tag, in dem Gott jedes Unrecht verhindert, das er sonst ohne nachzudenken begehen würde. Da stolpert er in der Früh eine Viertelstunde zu spät in die Arbeit und will sich gerade mit Hinweis auf die vielen roten Ampeln und den (erfundenen) Stau hinausreden, warum er zu spät gekommen ist - und bringt keinen Ton aus seinem Mund. Als er nach dem dritten Mal Atemholen endlich seinem Chef die Wahrheit gesteht: „Ich habe verschlafen und gebummelt!“ sind seine Worte allerdings klar und deutlich. Verwirrt nimmt Max an seinem Schreibtisch Platz und will diesen Schreck nun damit verdauen, erstmal seine privaten Mails zu checken – es kommen aber keine, das Programm kann nicht zugreifen, die dienstlichen hingegen trudeln munter ein. So arbeitet er erst mal eine Zeit, bis er in den Kopierraum muss. Vorsorglich nimmt er sich eine Zeitschrift mit, aus der er einige Artikel für einen Freund kopieren will, privat natürlich. Er legt die Zeitschrift in den Kopierer und drückt auf „Start“ – und nichts passiert. Der Kopierer ignoriert ihn einfach. Auch heftiges Dauerdrücken nutzt nichts. Seufzend nimmt Max die Zeitschrift wieder heraus und versucht die paar Blätter zu kopieren, die er einer Kollegin zur weiteren Bearbeitung geben muss – flugs ist der Kopierer damit fertig. Als Max beim Verlassen des Raumes noch schnell einen Packen Papier für seinen privaten Drucker zu Hause mitnehmen will, rührt sich das Papier nicht von der Stelle als wäre es festgenagelt. Da schneit eine Kollegin herein, muss Papier im Kopierer nachlegen, und sie nimmt das Papier ohne Probleme. Es ist übrigens die Kollegin, bei der er gerne mal vergisst, dass er eigentlich verheiratet ist und schon mal eindeutige Blicke riskiert und unverhohlen mit ihr flirtet - nur heute geht das nicht, denn sein Blick trifft ausschließlich und geziemend kurz ihre Augen und aus seinem Mund kommt nichts anderes heraus als ein freundliches: „Grüß dich, ich wünsche dir einen schönen Tag!“. Zurück an seinem Schreibtisch will er über das Diensttelefon einen Werkstatttermin für sein Privatauto ausmachen, doch es ertönt kein Freizeichen. Kaum hat er den Hörer wieder aufgelegt, läutet das Telefon und er kann ohne Probleme ein Gespräch mit einem Kunden führen. Mittlerweile hat die Mittagspause begonnen und er versucht über sein privates Handy, noch einmal die Werkstatt zu erreichen – was auf Anhieb klappt. Beim Mittagessen stolpert ein Kollege mit seinem Tablett und ein Apfel fällt auf den Boden und kollert durch den Pausenraum. Normalerweise würde nun seine Zunge mit ihm durchgehen und Max sich einen kleinen Witz erlauben auf Kosten des Kollegen, was ihm nicht gelingen will, stattdessen hebt er den Apfel auf, der vor seinen Füßen gelandet ist und gibt ihn freundlich seinem Kollegen wieder zurück. …

Sie sehen, worauf ich hinaus will. Wie oft erwarten wir von Gott, dass er das große Böse in dieser Welt verhindert, lassen ihn in unserem eigenen Leben aber gerne einen guten Mann sein, der uns bitte nicht die Freiheit nehmen soll, so zu leben, wie wir wollen. In der Bibel wird uns Gott als Gott geschildert, der uns nicht zwingt, das Richtige zu tun. Wir haben einen freien Willen. Wir können uns auch gegen ihn entscheiden und damit gegen das Leben.

Das Böse, was Menschen einander antun, fängt meist lange vorher irgendwo klein an. Würde da schon die Weiche richtig gestellt, der Zug führe in die richtige Richtung. Unsere Welt sähe anders aus, würden wir unseren Verstand dazu verwenden, uns auszudenken, wie wir einander Gutes tun könnten und einander das Leben bereichern, statt uns über andere das Maul zu zerfetzen und ihnen das Leben schwer zu machen.

Natürlich beantwortet das nicht alle Fragen, bei weitem nicht. Ich wollte damit nur einen Impuls setzen, dass wir für einen großen Teil des Leides in der Welt als Menschen selbst verantwortlich sind. Und noch eine Frage hinterherschicken: Könnte das Leid in dieser Welt nicht ein Beweis dafür sein, dass es das Böse oder vielmehr einen Bösen gibt?

Wenn es keinen Gott gibt, dann kann er auch nicht wahr machen, was er in der Bibel verspricht:

Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.
Prediger (Kohelet) 12,13

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
2. Brief des Petrus 3,13

Ja, darauf warte ich. Ich glaube das, weil für mich das Leben nur einen Sinn hat, wenn es eine Perspektive gibt. Es lässt mich leichter leben mit den vielen unbeantwortbaren Fragen, wenn ich hoffen darf, sie eines Tages einem stellen zu können, der größer ist als ich. Er merkt sich alles Unrecht, das je einem Menschen angetan wird. Und wir Menschen sind gut beraten, ihn ernst zu nehmen und uns an die Gesetze des Lebens zu halten, damit wir lernen, das Leben anderer besser zu machen statt miserabler.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Gedanken schreiben, die Sie jetzt bewegen!

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