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Wird's besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!

20.05.2016 | Oliver Fichtberger

Lebensgefährlich

Wird's besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich!

Dieser kurze treffende Reim stammt von Erich Kästner. Er kommt mir immer dann in den Sinn, wenn durch eine menschengemachte oder sonstige Katastrophe eine öffentliche Debatte zur Sicherheit los geht und lauthals irgendeines Politikers Kopf gefordert wird, weil er eben diese Katastrophe nicht verhindert hat. Und wenn dann tatsächlich einer den Hut nimmt, scheint das für manche irgendwie erleichternd zu sein, so als habe das etwas verbessert. Manchmal mag es ja tatsächlich so etwas wie ein persönliches Fehlverhalten geben, dann wäre ein Rücktritt gerechtfertigt. Aber von der Ferne wirkt es manchmal so, als ob schnell ein Schuldiger gesucht würde, den man opfern kann, um damit zu beweisen, wie gut man die Lage meistere. In Wirklichkeit muss sich jemand Neuer einarbeiten und die Chance wird vertan, dass die Verantwortlichen konstruktiv lernend mit der Situation umgehen. Im persönlichen Alltag geht das ja nicht so leicht: Wenn ich als Ehemann oder Vater einen Fehler mache, dann kann ich nicht einfach zurücktreten, sondern muss aus meinem Fehler lernen und es beim nächsten Mal besser machen.

Neben den sinnlos anmutenden personellen Diskussionen flammt auch regelmäßig die Debatte hoch, was nun zu tun wäre, um die Sicherheit zu erhöhen. Man sehe nur in die Länder, die von Attentaten betroffen waren. Die dann erfolgenden Maßnahmen werden von vielen für ein scheinbar sichereres Leben in Kauf genommen, auch wenn sie mehr und mehr zur flächendeckenden Überwachung führen. Dabei ist die dadurch erreichte angebliche höhere Sicherheit Illusion. Vor kurzem war ich in Prag und stand abends um sechs Uhr vor dem Turm, an dem zur vollen Stunde beim Glockenschlag die zwölf Apostel als Figuren erscheinen und Tausende sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollen. Dieser Platz im Zentrum von Prag ist riesig und hat eine Menge Zugänge – wollte man sicherstellen, dass kein Attentäter Zugang hätte, man müsste Menschenaufläufe jeder Art schlicht verbieten.

So sehr wir es auch versuchen: Wir werden die totale Sicherheit nie schaffen und alle bisher in dieser Richtung unternommenen Maßnahmen scheinen eher Schritte in Richtung totale Überwachung.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich will nicht sagen, dass z. B. von Attentaten betroffene Länder dies demutsvoll über sich ergehen lassen sollten. Aber ehrlich gesagt verwirrt mich, was ich sonst noch beobachte: Während die allgemeine Sicherheit auf Kosten der Freiheit angeblich immer mehr erhöht wird, nutzen weiter  ein hohe Anzahl an Menschen ihre noch verbliebene Freiheit, um sich mit Messer und Gabel, mit Tabak und Alkohol und auf viele andere Art und Weise auf Raten umzubringen. Statistisch gesehen sind wir Menschen in unseren Breiten vom gewählten Lebensstil weitaus mehr bedroht als von Gefahren von außen. Natürlich fällt das Thema „Lebensstil“ in den Bereich der persönlichen Entscheidungsfreiheit und deswegen mischt sich „der Staat“ (sind ja auch nur Menschen…) hier nur bedingt ein.

An dieser Stelle will ich von einem ganz anderen Blickwinkel auf das Thema blicken. Bei Katastrophen jedweder Art höre ich immer wieder die Frage: Wenn es einen liebevollen Gott gäbe, dann hätte er das doch verhindern müssen! Und flugs wird aus der Tatsache, dass diese Katastrophe doch stattgefunden hat, abgeleitet, dass Gott eben nicht existiere und wenn doch (O-Ton eines Freundes) „unendlich pervers wäre“, wenn er doch die Macht hätte, es zu verhindern und es aber nicht tut.

Mir gehen solche Diskussionen sehr nahe. Ich kann diese Gedanken gut nachvollziehen, spüre die Ohnmacht und Wut, die sie nähren und tue mir oft sehr schwer, etwas Sinnvolles zum Gespräch beizusteuern. Es ist zwar nicht leicht, aus dem persönlichen Betroffen-Sein herauszutreten, das diesen Schlüssen oft zugrunde liegt. Ich versuche dazu einzuladen, indem ich in etwa Folgendes frage: Stell dir vor, du wärst jetzt an Gottes Stelle und würdest, wie viele es behaupten, alle Menschen lieben. Nun hast du von „oben“ einen ziemlich guten Überblick und siehst nicht nur den Verkehrsunfall mit den fünf Todesopfern, das Attentat mit den 130 oder den Krieg mit den 200.000 zu beklagenden Todesfällen. Du siehst auch die Millionen, die aufgrund von Umweltverschmutzung sterben oder der ungerechten Verteilung der Güter. Du siehst auch die Abermillionen, die sich aufgrund ihres Lebensstils frühzeitig ins Grab bringen. Wo würdest du ansetzen, um all das zu verhindern, was die Menschen, die du alle liebst, auf vielerlei Art und Weise umbringt?

Ich führe nicht weiter aus, in welche Richtung ich das Gespräch dadurch zu bringen versuche. Wenn dich das interessiert, lieber Leser, dann kontaktiere mich bitte über den Link unten. Mir geht es jetzt um etwas anderes:

Es ist so leicht, Gott zum Lückenbüßer zu machen, nur weil wir mit Leid und Tod und dem Bösen in dieser Welt überfordert sind. Aber wenn wir aus lauter Schmerz oder Wut oder weil wir angesichts des Leids einfach an die Grenzen unseres Verstandes kommen, Gott einfach abschaffen, haben wir nichts gewonnen. Gar nichts. Im Gegenteil.

Wir hätten dann alle Möglichkeit verloren, uns einzugestehen, dass wir nur zu klein sind, um die Welt zu erklären. Wir hätten keine Hoffnung mehr, Antworten zu bekommen und wenn auch erst eines Tages. Wir hätten auch keine Orientierung mehr, weil wir ja nicht mehr danach fragen könnten, wie der Lebensgeber, den es dann ja nicht gäbe, sich das Leben eigentlich vorgestellt hätte und wir könnten auch nichts von ihm lernen. Es gäbe keinen Ausblick in die Zukunft, es gäbe keinen Sinn. Es gäbe nichts, was dauerhaft das Leben lohnenswert machen würde.

Ich kann so nicht leben. Daher glaube ich an Gott. Wobei ich trotzdem mehr Fragen als Antworten habe. Aber ich habe jemand, dem ich sie an den Kopf werfen kann und ich erlebe das Wunder, dass er mir beim Nachdenken hilft und ich erlebe, dass ich dazu lerne und mich und andere besser verstehe. Und ich darf eine Hoffnung haben, dass diese Welt und ihr Chaos nicht das letzte ist, sondern dass das Beste noch kommt. Was mich nicht davon abhält, heute nach Kräften mitzuhelfen, auch diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Gott hat versprochen, dem Leid in dieser Welt ein Ende zu machen. Ich frage ihn ständig, warum er es noch nicht getan hat. Und es fällt mir schwer, geduldig mit der Tatsache umzugehen, dass er offensichtlich seine Gründe hat. Aber ich bin so dankbar, dass ich etwas haben darf, worauf ich warten und hoffen kann trotz der Tatsache, dass Leben - zumindest in dieser Welt und bis jetzt -  immer lebensgefährlich ist:

„Gott wird jede Träne von ihren Augen wischen. Es wird keinen Tod mehr geben und auch keine Traurigkeit, keine Klage, keinen Schmerz. Was früher war, ist für immer vorbei." Offenbarung 21,4.

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