Eines Nachmittags fuhr ich auf der Donauuferautobahn gerade aus Wien hinaus, als mein weißer Golf plötzlich verrückt spielte. Zuerst versagte der Tempomat seinen Dienst, dann blinkten alle vier Blinker auf einmal.
12.04.2019 | Oliver Fichtberger
Wackelkontakt
Sogar der Tritt auf die Bremse führte zu einem phantasievollen Lichterspiel – mir war klar, da war ein Wurm in der Elektronik. Weil ich nicht abwarten wollte, zu welchen Überraschungen mein an sich braves Auto sonst noch fähig war, wählte ich den kürzesten Weg zur nächsten Zweigstelle eines Automobilclubs.
Als ich dem Mechaniker mein Problem schilderte, meinte er gleich, dass das ganz nach einem Wackelkontakt klänge, irgend ein Kabel wohl Masse bekäme, vielleicht wäre ja auch eine Schraube locker, kurz und gut, er müsste da mal an einigen Stellen die Kabel überprüfen. Zuerst öffnete er die Motorhaube, untersuchte einige Kabelstränge, fand aber den Fehler nicht. Schließlich macht er den Kofferraum auf, öffnete zielstrebig die Verkleidung auf der linken Seite und meinte dann: „Da ist er ja, der Übeltäter!“ und zeigte mir ein Kabel, das von der Anhängerkupplung kam und ein klein wenig locker war. „So ein bisschen locker und schon spinnt die ganze Elektronik?“ fragte ich ungläubig. Nach nur einer Viertelstunde war der ganze Spuk vorbei, die Schraube wieder fest - kein Wackelkontakt mehr. Kleine Ursache, große Wirkung. Ich deute dieses Erlebnis auf das geistliche Leben: Im schlimmsten Fall wird unser Kontakt zu Gott völlig unterbrochen. Aber drunter und drüber geht es auch schon, wenn es bloß einen Wackelkontakt gibt: Von Zeit zu Zeit ein wenig Strom, dann wieder nicht – das führt zu ähnlich chaotischen Zuständen wie bei der verrücktspielenden Elektronik eines Autos. Zwar lese ich vielleicht das eine oder andere Mal in der Bibel und höre wöchentlich eine Predigt. Aber es kommt zu wenig Strom durch, dass es auch reicht, alle Sorgen in Gottes Hand zu legen. Wenn es einen Konflikt gibt, ist zu wenig von der Liebe Jesu da, um geduldig zuhören zu können und ohne verbale Gewalt an der Lösung des Problems zu arbeiten. Nimmt der Druck des Alltags zu, reißt der Kontakt zu Gott leicht wieder ab und alles läuft unrund. Wie kann ich verhindern, ein Wackelkontakt-Christ zu sein?
Meine Erfahrung ist, dass regelmäßige und intensive Zeit mit Gott tief in mein Leben eingreift. Der Alltag ist nach wie vor herausfordernd, aber es ist, als ob ich seine Hand auf meiner Schulter spüre und das ermutigt mich, in seinem Sinne zu handeln. Derart geborgen, kann ich seine Wärme weitergeben. Und ich darf wachsen. Der Kontakt zu Gott hilft mir, aus Fehlern zu lernen und nicht an ihnen zu zerbrechen. Daher brauche ich es, regelmäßig zu Gott zu kommen, damit er alle lockeren Schrauben anzieht.
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